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Chronik des Schützengaus Altötting

Altötting, im Herzen Bayerns gelegen, verbindet eine tiefe geschichtliche und kulturelle Tradition. Als Zentrum der Marienwahlfahrt ist Altötting über die Grenzen hinweg gleichsam ein Synonym für Frieden und innere Einkehr geworden. Der Landkreis Altötting umfasst etwa 570 qkm und bietet rund 105000 Einwohner Brot und Heimat. In der überwiegenden ländlichen Struktur des Landkreises ist aber auch die Chemie mit bedeutenden Produkten und weltbekannten Firmen, wie Wacker Höchst und SKW vertreten. Der überwiegende teil des Landkreises gehörte bis 1837 zu Niederbayern, zuletzt zum Unter-Donau-Kreis. Auf dem Tauschweg kam er gegen das Gebiet um Landshut zu Oberbayern. Der südlichste Teil des Landkreises war bis 1816 salzburgisch. Der Landkreis liegt im nordöstlichen Teil des Regierungsbezirkes Oberbayern und grenzt an die Landkreise Rottal-Inn, Mühldorf und Traunstein. Im Osten bildet die Salzach den Grenzfluss zu Österreich.

Geographisch gesehen liegt das Kreisgebiet im Bereich von drei verschiedenen Landschaften des östlichen bayerischen Alpenvorlands. An den vom Inn durchflossenen Mittelraum grenzt im Süden die "Alzplatte" und im Norden das "Isar-Inn-Hügelland", auch "Holzland" genant, an. Es nimmt nicht Wunder, dass auch im Landkreis Altötting, der im wesentlichen mit dem heutigen Schützengau Altötting deckungsgleich ist, bereits seit Jahrhunderten Schützenvereinigungen zunächst nicht mit heutiger Zielsetzung vergleichbar beheimatet sind. Stellvertretend seien hier die Königlich privilegierten Feuerschützengesellschaften Neuötting und Burghausen genannt, die das Jahr 1407 bzw. 1454 als Gründungsjahr nachweisen können. Nach dem schrecklichen ersten, der weite Teile Europas verwüstet und viele Menschenopfer Gefordert hat, haben sich die Schützen zu einem Dachverband im Bayerischen Schützenbund, später dem Bayerischen Sportschützenbund, vereinigt. Die Regionalebene dieses Verwaltungsbundes, der Schützengau Altötting, wurde am 25. November 1922 als 17. Gauverband gegründet. Hauptinitiator hierfür war Josef Kühsteiner aus Raitenhaslach. Er verstand es, aus dem Gründungsvereinen Einser- und Eintrachtschützen Altötting, Burg- und Eintrachtschützen Burghausen, Alztaler Burgkirchen, Klosterschützen Raitenhaslach, Perach, Leonberg, Winhöring, Eisenfelden, und St. Georgen erstmals eine Gauvorstandschaft zu bilden und damit einen organisierten Schießsport ins leben zu rufen.

Erster Gauschützenmeister wurde Josef Geiselberger aus Altötting und seien Stellvertreter Josef Kühsteiner, eben jener der die Initiative ergriffen hat. Gauschützenmeister waren in der Folge ab 1924 Josef Kühsteiner, ab 1925 Xaver Oberbigler, ab 1935 Otto Niedermayer, ab 1938 Anton Berghammer, ab 1957 Adolf Egglseder, ab 1969 Anton Balghuber, und seit 1987 Sebastian Kamhuber. Die Gauschützenmeister in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg hatten mit erheblichen Schwierigkeiten wie Rezession, hoher Arbeitslosigkeit sowie den Auseinandersetzungen mit all ihren verheerenden Opfer und Leiden zu leben. Trotzdem entwickelte sich das Schützenwesen stetig. Nachdem am 23. September 1950 in München der Bayerische Sportschützenbund als Nachfolger des Bayerischen Schützenbundes gegründet war, wurde auch die Wiedergründung des Schützengaus Altötting in die Wege geleitet, welche dann am 18. Februar 1951 in Burghausen vollzogen wurde. Anton Berghammer, der bereits vor dem Krieg sehr viel für die Schützen getan hat wurde dabei zum 1. Gauschützenmeister gewählt. In der Folge bemühte sich dieser inbrünstig um den Aufbau des Schießsports und der dazu gehörenden Schützentradition. Schon 1957 weist Berghammer in einem Brief darauf hin, dass der Gau daran denken muss, sich in nächster Zeit eine Gaufahne anzuschaffen. In die folgende Gauära unter der Federführung des 1995 verstorbenen Ehrengauschützenmeister, Ehrenmitglied des BSSB und des Schützenbezirks Oberbayern, Anton Balghuber, fiel im Jahr 1972 das 50. Gaujubiläum und das 25-jährige Bestehen des Schützenbezirk Oberbayern, das zusammen mit dem 25. Bezirksschützentag im Schützengau Altötting (Teising) gefeiert wurde.

Die FSG Neuötting und die FSG Burghausen errichteten (allerdings ohne Gaubeteiligung) die Schießanlage in Hohenwart, ohne die heute für viele Schützen die Ausübung ihres Sports nicht mehr oder erschwert möglich wäre. 1966 wurde durch den SV Wacker Burghausen eine Kleinkalieberanlage geschaffen, die 1996 den heutigen Anforderungen entsprechend modernisiert und erweitert wurde. Nicht unerwähnt darf bleiben dass Anton Balghuber anlässlich des 25. Obb.- Bezirksschützentag in den Bezirksausschuss und drei Jahre später sogar zum 3. Bezirksschützenmeister gewählt wurde. Wir Altöttinger sehen dies als äußeres Zeichen der Wertschätzung der Arbeit im Schützengau Altötting.

Derzeit amtierender Gauschützenmeister Sebastian Kamhuber zeichnet in seiner jungen Laufbahn als GSM für die 1990 erschienen Gauchronik, die auch eine Chronik der Angeschlossenen Vereine umfasst, verantwortlich. Die Anschaffung einer Jugendkette sowie die Auflage eines neuen Ehrenzeichens des Schützengaus waren ihm eine großes Anliegen. Ein weiterer Höhepunkt war die Ausrichtung des 42. Obb.- Bezirksschützentages in Burghausen im Jahre 1992 und wird nun sicher die am 7./8. Juni 1997 stattfindende Jubiläumsfeier mit Weihe einer Gaustandarte aus Anlass des im 75. Jahre bestehenden Schützengaues Altötting sein. Zugleich wurde der Bayerische Schützentag den Altöttingern übertragen. Der Schützengau Altötting verbindet das Ganze mit einer Bayerischen-, Österreichischen- und Südtirolerischen Schützenwallfahrt. Für die sportliche Entwicklung zeichnete zunächst Gustl Pfeffer und von 1966 bis 1987 eine Symbolfigur des Schießsports, Rudolf Kohlauf, verantwortlich. Manfred Pfaller und ab 1990 Felix Prechtl traten in dessen Fußstapfen. Von 1993 bis 96 war die Position des Gausportleiter vakant und wurde in Gemeinschaftsarbeit durch den Gauvorstand sowie den Gauausschussmitgliedern und im besonderen Maße durch die Referenten ersetzt.

Neben diversen Preisschießen, Gauschießen, Gaumeisterschaften, Gauvergleichsschießen fanden unter der Leitung Kohlaufs ab 1965 auch Rundenwettkämpfe mit dem Luftgewehr, sowohl in der Schützen-, Jugend-, Schüler- und Damenklasse, später der Luftpistole und der KK-Sportpistole statt. Derzeit (1997) schießen 158 Mannschaften aus 45 Vereine im Gau und 7 Mannschaften aus 6 Vereinen überregional Rundenwettkämpfe. Auch etablierten sich das KK-Gewehr sowie die Wurftaubendisziplinen neben den arrivierten Schwarzpulver- und Vorderladerabteilungen. Der sportliche Aufschwung unter Kohlauf zeigte sich rasch, als Mannschaften wie Wacker Burghausen (LG und LP) und FSG Neuötting (LP) auf grund hohen sportlichen Leistungen in die Bezirksklasse aufstiegen und sich dort behaupten konnten . Die von Kohlauf forcierte Arbeit trägt bis heute Früchte. Mörntal Mörmoosen (LG), die Burgschützen Burghausen (LG), die Hubertusschützen Erlbach (LG), die Mörntaler Falkenschützen Mauerberg (LG), die Inntalerschützen Töging, die Altschützen Reischach (LG+LP), Wacker Burghausen (LG, LP + SP), FSG Neuötting (LP) und VSSG Altötting (LP) traten zum Teil mit jungen Talenten bei den Rundenwettkämpfen in der Bezirksklasse an und waren bzw. sind dort nach wie vor erfolgreich.

War es bereits vor Jahren "Oldie" Gustl Krause (FSG Neuötting), ein erfolgreicher Pistolenschütze, der den Schützengau Altötting als Deutscher Meister und diversen Platzierung im Bereich des Bayerischen Sportschützenbundes repräsentierte, so rückte nach und nach eine junge Garde mit Namen wie Tanja und Theo Gschwandtner, Hans und Bernhard Zieglgänsberger, Manfred Unterhitzenberger, Max Bergmann und Ulrich Scholz ins Rampenlicht. Auch die Damen waren mit Marianne Sallersbeck, Hannelore Anderl, Margit Maier-Becker, Birgitt Hölzlwimmer, Angelika Straßer, Renate Holzhauser, Anita Kainzmaier, Monika Salzinger, Carola und Manuela Prechtl auf dem berühmten Treppchen zu finden, nicht zu vergessen bei den Körperbehinderten Thomas Haas und Josef Neumaier. Letzterer ist derzeit im Schützengau Altötting der wohl beste und bekannteste Schütze.

Als vielfacher Einzel- und Mannschaftssieger bei Europa- und Weltmeisterschaften startete er 1996 bei den "Paralympics" in Atlanta. Dort schaffte der sympathische Sportschütze die Sensation.

Olympiasieg, olympischer Rekord und Weltrekord.
Olympiasieger Sepp Neumaier

Eine Chronik in dergestalt geraffter Form kann sich nur auf die wesentlichsten Elemente von beinahe einem Jahrhundert konzentrieren. Bei all der Fülle lebendigen Schützenturms im sportlichen aber auch im traditionellen Bereich muss dem Schützengau Altötting in aller Bescheidenheit eine gute Aussicht in die Zukunft attestiert werden.

Ein Garant hierfür ist die stetige Mitgliedersteigerung auf nun über 5000, worin etwa 30% Jungschützen bis zum 25. Lebensjahr, sowie ca. 25 % aus dem weiblichen Geschlecht enthalten sind.

Franz Aicher
2. Gauschützenmeister 1997